Zweites Zuhause im Siegerland

Afghanistan, Berlin, Siegen: Auf Einladung des SPD-Unterbezirks nahm Frank-Walter Steinmeier am gestrigen Sonntag am Jahresempfang der Sozialdemokraten auf der Empore des Foyers der Siegerlandhalle teil, das für diesen Anlass fast schon zu klein geraten war.

Sehr viele Genossen kamen, um den früheren Außenminister und jetzigen Bundestags-Fraktionschef zu hören, sich Autogramme zu holen oder ein Foto für die Internetseite machen zu lassen. „Das ist wichtig“, lachte zum Beispiel Annette Scholl, die Stadtverbandsvorsitzende aus Netphen.Er sei der Einladung gern gefolgt, bedankte sich der Gast aus Berlin, der „in der Region längst so etwas wie eine zweite Heimat“ sieht. Schließlich haber er daheim jemanden, der solche Besuche ausgesprochen gern sehe – Elke Büdenbender, Steinmeiers Ehefrau, stammt schließlich aus Netphen-Salchendorf.

Sozialdemokratische Energiewende

Bevor er sich mit dem Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein Stefan Berk und dem Vize-Präsidenten der IHK Christian Kocherscheidt auf schwarzen Ledersofas niederließ, nutzte Frank-Walter Steinmeier die Gelegenheit für eine kleine Grundsatzrede: Die Energiewende, sagte er, sei „allein Verdienst der SPD, die sich vor zehn Jahren der Naivität habe schelten lassen müssen.

Die Grünen hätten bei der damaligen Energiewende „gar keine Rolle gespielt“. In der anschließenden Diskussion über „Deutschlands Rolle in der Welt“ waren sich die Gesprächsteilnehmer einig, dass Deutschland mehr als nur Wirtschaftsgüter zu exportieren habe.

Stefan Berk forderte eine stärkere Einbeziehung der Jugend, noch sei zu sehr „das Mittelalter“ in der Verantwortung. Er sei gerade in Afghanistan gewesen; ob er es nicht seltsam finde, zu deutschen Soldaten im Krieg zu fahren, während gerade in Griechenland die deutsche Schuld aus dem 2. Weltkrieg wieder thematisiert werde, wollte Moderator Jan Vering von Frank-Walter Steinmeier wissen. „Nein. Das finde ich doof“, kam die prompte Antwort.

Der allgemeine Zustand der Europäischen Union mache ihm Sorgen, sagte er, gerade auch die Deutschen müssten sich wieder klar machen, wie sehr sie von der europäischen Integration und dem Euro profitierten. Schließlich forderte er ein neues Verhältnis von Politik und Medien. Wenn die Journalisten nur noch an die Inszenierung dächten und an Inhalten überhaupt kein Interesse mehr hätten, habe die Politik in Deutschland einen schweren Stand. Wenngleich er durchaus nicht bestreiten wolle, dass es viel zu viele schlechte Politiker gebe, lächelte Steinmeier. Und machte sich auf, seinen Namen in viele Parteibücher und auf Zettel zu schreiben.

– Michael Kunz, Westfälische Rundschau –