
Die FDP-Kreistagsfraktion hat zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft die Aufnahme eines Tagesordnungspunktes Kreistierzuchtschau beantragt. Die Liberalen begründen dies damit, dass auf dem jährlichen Stünzelfest nur relativ wenige Züchter aus dem Altkreis Siegen anzutreffen seien. In der betreffenden Ausschusssitzung sollte gemeinsam erörtert werden, ob die Installierung eines eigenen Forums für die Zuchttierpräsentation im Bereich des Siegerlandes sinnvoll erscheint, regt die FDP u.a. an.
Dazu erklärte jetzt der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion Siegen-Wittgenstein, Michael Sittler: Als ich das las, habe ich mir die Augen gerieben. Ich hätte nicht gedacht, dass die FDP bei ihrer scheinbar verzweifelten Suche nach originellen Themen soweit gehen würde, die Schlachten längst vergangener Zeiten wiederzubeleben. Das Stünzelfest fülle traditionell und stets mit großem Erfolg die Rolle der Kreistierzuchtschau für die gesamte Region Siegen-Wittgenstein aus und sei als gesellschaftliches Ereignis auch bei den Bürgerinnen und Bürgern des Kreisgebiets nach wie vor sehr beliebt, betonten Sittler und der Bad Berleburger SPD-Kreistagsabgeordnete Karl-Heinrich Sonneborn, Sprecher seiner Partei im Kreisausschuss für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft.
Daher ist es völlig daneben, darüber nachzudenken, im Siegerland eine Konkurrenzveranstaltung zum Stünzelfest zu etablieren, kritisierten auch die beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD im Kreistag, Petra Weskamp (Wilnsdorf) und Roland Abel (Kreuztal), das Ansinnen der FDP. Ganz ohne Ironie fügten die beiden Siegerländer SPD-Politiker hinzu: Es handelt sich hier offensichtlich um einen hochinnovativen Antrag, durch den die Kollegen von der FDP einen nachhaltigen Beitrag zur Völkerverständigung im zusammenwachsenden Kreisgebiet leisten möchten. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Bernd Dehmel warf der FDP vor, die Kreisverwaltung, die entsprechende Vorschläge erarbeiten soll, mit völlig unsinnigen Aufträgen beschäftigen zu wollen. Eine derartige Verschwendung von Arbeitskraft und Kosten können wir uns nicht leisten. Unser gut gemeinter Rat an die FDP ist daher, diesen Quatsch schnellstens zurückzuziehen.
Erstaunen hat in der SPD-Kreistagsfraktion übrigens auch ausgelöst, dass die FDP den Kreis Siegen-Wittgenstein in ihrem Antrag als wesentlich durch eine kleinbäuerliche Landwirtschaft geprägt charakterisiert. Eine solche Prägung unserer Region vermögen wir Sozialdemokraten nicht zu erkennen. Es ist hierzulande doch vielmehr so, dass die Industrieproduktion nach wie vor wirtschaftlich dominiert, während die meisten Bauern nur nebenberuflich in der Landwirtschaft tätig sind, wovon Landschaft und Natur allerdings nachhaltig profitieren, so Michael Sittler. Dass das produzierende Gewerbe und auch der Dienstleistungssektor wirtschaftlich wesentlich stärker ins Gewicht fallen als die Landwirtschaft, gelte für den Altkreis Siegen in noch deutlich höherem Maße als für Wittgenstein. Auch aus diesem Grunde ist die Kreistierzuchtschau auf dem Stünzel also bestens aufgehoben, und daran sollte die Politik auch in Zukunft nicht rütteln, unterstrich der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion abschließend.