
Dass es der rot-grünen Landesregierung in diesem Jahr gelungen ist, sich mit der NRW-CDU auf einen Schulkompromiss zu verständigen, bezeichnete der schulpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Sören Link, jetzt als Glücksfall für das Land. Der Abgeordnete aus Duisburg referierte auf Einladung des SPD-Unterbezirks Siegen-Wittgenstein in der Siegerlandhalle. Moderator der Veranstaltung, die unter dem Motto Bessere Bildung für alle stand, war der stellvertretende Unterbezirksvorsitzende Michael Plügge, der auch den SPD-Arbeitskreis für Bildungspolitik auf Kreisebene leitet.
Die nunmehr im Schulgesetz neben den anderen bekannten Schulformen verankerte Sekundarschule weise, so Link, große Ähnlichkeiten zur Gemeinschaftsschule auf, die SPD und Grüne zunächst favorisiert hatten. Es handelt sich um eine integrierte Schulform. Die Kinder werden bis zur 6. Klasse gemeinsam unterrichtet. Danach sind Differenzierungen möglich, erläuterte Link das Konzept. Allerdings umfasse die Sekundarschule keine gymnasiale Oberstufe, gleichwohl gelten für sie gymnasiale Standards. Es wird jeweils verpflichtende Kooperationen mit einem Gymnasium, einer Gesamtschule oder auch einem Berufskolleg geben, so dass der Anschluss in Richtung Abitur für die Schülerinnen und Schüler, sofern sie den Qualifikationsvermerk erhalten, auf jeden Fall gewährleistet ist, unterstrich der SPD-Schulexperte. Alternativ könne eine Kommune statt einer Sekundarschule aber auch eine Gesamtschule errichten. Die Voraussetzungen dafür seien im Rahmen des Schulkompromisses erfreulicher Weise gelockert worden.
Wichtig sei zudem, dass das sogenannte Hauptschul-Privileg aus der Landesverfassung gestrichen wurde. Die Kommunen sind künftig also nicht mehr verpflichtet, eine Hauptschule vorzuhalten, betonte Sören Link. Gleichwohl dürfen erfolgreiche Haupt- und Realschulen, sofern das vor Ort gewünscht wird, weitergeführt werden. Es wird nichts von oben diktiert, sondern die Kommunen entscheiden weiterhin im Rahmen der ihnen obliegenden Schulentwicklungsplanung über das örtliche Schulangebot. Mit der rechtlichen Verankerung der Sekundarschule steht ihnen von jetzt an eine weitere wichtige Option zur Verfügung, so dass sie ganz flexibel auf künftig rückläufige Schülerzahlen und natürlich vor allem auch auf die Wünsche der betroffenen Eltern reagieren können, hob der SPD-Schulexperte hervor.
Eine positive Folge des Schulkompromisses so Michael Plügge sei sicherlich, dass die CDU künftig nicht mehr gegen die Einheitsschule polemisieren kann. Den bisherigen ideologischen Grabenkämpfen in Sachen Schulpolitik dürfte weitgehend der Boden entzogen sein, meinte der stv. SPD-Kreisvorsitzende. Das neue Schulgesetz sei ein wichtiger Schritt in Richtung auf längere gemeinsame Lernzeiten, und es stelle gerade auch im ländlichen Raum eine relativ wohnortnahe Erreichbarkeit aller Schulabschlüsse trotz rückläufiger Schülerzahlen sicher. Zwar bleibe eine gemeinsame Schule für alle Kinder auch ab der 5. Klasse das langfristige Ziel der SPD. Aber es sei richtig, dass sich die Landesregierung pragmatisch an dem orientiert, was politisch und auch finanziell machbar ist.
Außerdem diskutiert wurden die Themen Inklusion, individuelle Förderung, das Abitur nach 12 Schuljahren (G 8) sowie die personelle Ausstattung der Schulen. Sören Link wies darauf hin, dass die sogenannte demographische Rendite künftig für eine weitere Absenkung der Klassenfrequenzen genutzt werden soll, zunächst an den Grundschulen. Bei der Diskussion über die Inklusion muss sicherlich die Qualität der Förderung im Zentrum stehen, betonte der SPD-Politiker. G 8 so Link stelle aus seiner Sicht eine nicht unproblematische Verdichtung von Bildung und Wissensvermittlung dar. Lehrer und Schüler hätten sich darauf jedoch inzwischen eingestellt. Es wäre ihnen daher wohl kaum zumutbar, die von der schwarz-gelben Vorgängerregierung beschlossene Schulzeitverkürzung jetzt wieder rückgängig zu machen, meinte Sören Link (MdL) abschließend.