Tanja Wagener informierte sich beim Handwerk

Die Situation an den Berufsschulen stand jetzt im Mittelpunkt eines Gesprächs, das die SPD-Landtagsabgeordnete Tanja Wagener mit Kreishandwerksmeister Elmar Moll und dem Obermeister der Dachdeckerinnung, Ullrich Hegner, führte. „Die personelle Situation an den Berufskollegs lässt weiterhin zu wünschen übrig. Davon betroffen ist insbesondere der Unterricht in den berufsspezifischen Fächern. Eine wirklich adäquate Vermittlung des zunehmend komplexen technischen Fachwissens auch durch die Schule ist oft nicht gewährleistet. Gerade auch auf diesem Feld sind wir auf Unterstützung durch die Landespolitik angewiesen“, hob der Kreishandwerksmeister hervor. Elmar Moll wies zugleich darauf hin, dass die Ausbildungsquote in den Handwerksbetrieben der Region rund 17 Prozent betrage.

Tanja Wagener (MdL) lobte die hohe Ausbildungsbereitschaft des heimischen Handwerks und meinte: „Ich stimme Ihnen zu, dass der Berufsschulunterricht besonderen qualitativen Ansprüchen genügen muss. Nur so lassen sich die schulisch bedingten Fehlzeiten der Auszubildenden in ihren Betrieben rechtfertigen.“ Obermeister Ullrich Hegner fügte hinzu: „Auch die allgemeinbildenden Schulen bereiten uns Sorgen. Nicht wenige Schulabgänger verfügen heute nicht mehr in ausreichendem Maße über die elementaren – für eine erfolgreiche Berufsausbildung unverzichtbaren – Fähigkeiten. Das gilt insbesondere für die mathematischen Kenntnisse der jungen Menschen.“

Die Gesprächspartner waren sich einig, dass eine Ausbildung im Handwerk eine gute Alternative zum Studium ist. Dazu erklärte Tanja Wagener (MdL): „Angesichts rückläufiger Schulabgängerzahlen muss das Handwerk künftig verstärkt um Auszubildende werben. Praktika, die den Schülerinnen und Schülern angeboten werden, sind insoweit sicherlich ein hilfreiches und wichtiges Instrument.“ Kreishandwerksmeister Elmar Moll wies auf die guten Aufstiegschancen im Handwerk hin: „Wer den Meisterbrief erworben hat, kann auf dieser Basis anschließend auch studieren und so beispielsweise seinen Ingenieur machen. Die Perspektiven für engagierte junge Menschen sind in unserem Bereich durchaus attraktiv.“

Elmar Moll und Ullrich Hegner appellierten an die Politik, den Meistertitel, der in Deutschland nach wie vor als Qualitätssiegel zu Recht hohes Ansehen genieße, gegen drohende EU-weite Nivellierungen zu schützen. Vorbildlich sei zudem die duale Berufsausbildung in Deutschland, betonten die beiden Vertreter des Handwerks. Tanja Wagener (SPD-MdL) stimmte dem zu und machte deutlich, „dass dieses bewährte System keinesfalls zur Disposition steht und auch aus meiner Sicht weiterhin zu stärken ist“.

Zur Sprache kam ferner das Verhältnis zwischen Handwerk und Industrie. „Gerade auch in unserer Region gehört beides zusammen. Wenn es der Industrie gut geht, geht es auch dem Handwerk gut“, betonte Kreishandwerksmeister Elmar Moll unter Hinweis auf „traditionell bestehende enge Verflechtungen“. Nur der Wechsel von Arbeitskräften aus dem einen in den anderen Bereich sei mitunter schwierig. „Ein ehemaliger KFZ-Mechaniker etwa, der nach seiner Ausbildung längere Zeit in der Industrie gearbeitet hat und gerne in das KFZ-Gewerbe zurückkehren möchte, wäre auf Möglichkeiten angewiesen, sein früher erlerntes Fachwissen zunächst wieder aufzufrischen und zu erweitern. Solche Angebote fehlen jedoch weitgehend. Diese Lücke zu schließen wäre eine weitere lohnende Aufgabe für Politik, Wirtschaft und die Agentur für Arbeit“, meinte Elmar Moll.