SPD-Abgeordnete informierten sich über schwierige Situation an der Uni

17.500 Menschen studieren im laufenden Wintersemester 2012/13 an der Universität Siegen; das sind 1.000 mehr als erwartet. Und es ist die höchste Zahl seit Bestehen der Hochschule. Der doppelte Abiturjahrgang 2013 dürfte im nächsten Jahr dazu führen, dass sich die Situation weiter verschärft. Die SPD-Abgeordneten Willi Brase (MdB), Tanja Wagener (MdL) und Falk Heinrichs (MdL) besuchten jetzt die Mensa und das Bistro des Studentenwerks auf dem Haardter Berg, um sich selbst ein Bild von der schwierigen Lage im Sozialbereich zu machen. Ihre Gesprächspartner waren der Geschäftsführer des Studentenwerks, Detlef Rujanski, die Abteilungsleiter Burkhard Lutz (Wohnen) und Anna Weimer (Gastronomie-Mensa) sowie der AStA-Vorsitzende Bastian Hirsch.

Das Studentenwerk Siegen verfügt aktuell über ca. 850 Wohnheimplätze. „Das ist die niedrigste Quote in ganz Nordrhein-Westfalen. Vergleichbare Uni-Standorte wie Wuppertal und Paderborn verfügen über je rund 1.100 Plätze in Studentenwohnheimen“, erläuterte Burkhard Lutz. Insbesondere für die ausländischen Studierenden hat das Studentenwerk aktuell 30 Notquartierplätze eingerichtet. Um das Angebot an Wohnheimplätzen zu erweitern, strebt das Studentenwerk den Erwerb der ehemaligen Jugendherberge am Oberen Schloss an. „Falls die Stadt Siegen hier zügig mitzieht, könnte an diesem Standort bis zum Beginn des Wintersemesters 2013/14 ein weiteres Wohnheim mit immerhin 45 Plätzen zu sozialverträglichen Mieten entstehen“, so der zuständige Abteilungsleiter des Studentenwerks. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Entscheidung aber noch in diesem Jahr fallen, ergänzte der AStA-Vorsitzende Bastian Hirsch.

Tanja Wagener (MdL) und Falk Heinrichs (MdL) forderten die Universitätsstadt Siegen auf, „dieses wichtige Projekt unbedingt zu ermöglichen. Gerade auch mit Blick auf den benachbarten künftigen Campus ‚Siegen-Altstadt’ (Unteres Schloss) wäre ein neues Studentenwohnheim am Standort der ehemaligen Jugendherberge sehr zu wünschen“. Willi Brase (MdB) wies darauf hin, dass das Land NRW beabsichtigt, 50 Millionen Euro aus Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus für die kurz- und mittelfristige Schaffung weiterer Wohnheimplätze für Studierende bereitzustellen. „Wir werden in Düsseldorf deutlich machen, dass es hier vor allen Dingen bei uns Siegen einen ganz erheblichen Nachholbedarf gibt“, kündigten die beiden SPD-Landtagsabgeordneten an.

Die Hauptmensa der Uni hat eigentlich eine Kapazität für nur 1.500 Essen täglich. Teilweise werden inzwischen bis zu 3.000 Essen pro Tag ausgegeben. Zudem reichen die vorhandenen 800 Sitzplätze bei weitem nicht mehr aus. „Es müssen also dringend zusätzliche Kapazitäten auch im Bereich Gastronomie geschaffen werden“, betonte Abteilungsleiterin Anna Weimer. Geplant ist der Neubau einer Cafeteria auf dem Gelände des Campus Hölderlinstraße (AVZ) im kommenden Jahr 2013. Wegen des Grundstücks sei man hier auf die Kooperationsbereitschaft der Universität und des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB) angewiesen. Auch würden dringend zusätzliche studentische Arbeitsplätze benötigt. „Studentische Arbeitsgruppen besetzen, da es kaum Alternativen gibt, häufig Plätze in unseren Gastronomiebetrieben, die dann bei den Mahlzeiten fehlen“, erläuterte Anna Weimer.

„Für die Bearbeitung der vielen BAföG-Anträge ist das Studentenwerk Siegen noch recht gut aufgestellt“, berichtete Geschäftsführer Detlef Rujanski den drei SPD-Abgeordneten. Vollständig ausgefüllte Anträge würden in der Regel innerhalb von 4 Wochen abschließend bearbeitet. „Wenn das auch im kommenden Jahr bei einer weiter steigenden Studierendenzahl so bleiben soll, benötigen wir vom Land zusätzliche Mittel für weiteres Personal in diesem Bereich“, stellte Rujanski klar. Er gab zu bedenken, dass ein Drittel der Studierenden in Siegen BAföG beantragt und ein Viertel BAföG-Zahlungen erhält. Die Unis in Siegen und Paderborn weisen die landesweit höchste Quote an BAföG-Empfängern auf.

Willi Brase (MdB), Tanja Wagener (MdL) und Falk Heinrichs (MdL) betonten, dass natürlich auch der Bund aufgefordert sei, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um die schwierige Lage an den Hochschulen zu lindern. „Bisher war der Fokus mehr auf die Bereiche Forschung und Lehre gerichtet, jetzt benötigen wir eine Offensive, die vor allem auch den sozialen Belangen und Bedürfnissen der Studierenden stärker Rechnung trägt“, so die drei SPD-Politiker.