SPD Siegen-Wittgenstein macht sich ein Bild vor Ort
Die SPD Siegen-Wittgenstein war kürzlich mit Vertreterinnen und Vertretern des Unterbezirks sowie der Kreistagsfraktion zu Besuch bei der Siegener Tafel, um sich dort ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Pressesprecher Tim Müller hat die Interessierten vor Ort durch die Räumlichkeiten sowie den Hof geführt. Der Besuch fand außerhalb der Öffnungszeiten der Tafel statt, um den Betrieb vor Ort nicht zu stören.
Der Krieg in der Ukraine, steigende Energiekosten und fehlende Hände im Ehrenamt: Im Gespräch mit Tim Müller wurde schnell deutlich, dass die Siegener Tafel mit der Situation zwar aktuell noch zurechtkommt, trotzdem spitzt sich die Lage zu: Sowohl in den Jahren 2015 und 2016 sowie auch jetzt seien viele Geflüchtete Kundschaft der Tafel, sagt Müller. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede erschwerten die Arbeit zusätzlich, denn einige Lebensmittel seien den Menschen schlicht nicht bekannt und der Prozess brauche zusätzliche Erklär- und Übersetzungsarbeit. „Die Tafel leistet in vielerlei Hinsicht wertvolle Dienste für die Gesellschaft, auch auf der Ebene der Integration“, sagt Julian Maletz, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion.
Das Schamgefühl ist groß

„Wir machen uns natürlich Sorgen um den Winter und davor, was in der Ukraine passiert und wie die Ereignisse unsere Strom- und Gaspreise sowie die steigenden Lebensmittelkosten beeinflussen“, so Müller. Denn diese Preissteigerungen könnten dafür verantwortlich sein, dass weitere Menschen auf die Tafel angewiesen sind. Fehlende Bekanntheit oder zu komplizierter Papierkram seien keine Hürden für die Menschen, zur Tafel zu kommen. „Viele trauen sich einfach nicht zu kommen. Wir haben den Eindruck, dass das Schamgefühl überwiegt“, so Müller. „Die Reaktion lautet oft ,so weit ist es noch nicht gekommen´. Dabei hat es damit aus unserer Sicht gar nichts zu tun, denn die Tafel bedeutet auch, Lebensmittel zu retten.“
Die Lebensmittel, die aus Qualitätsgründen nicht mehr an Menschen verteilt werden können, gehen ans Tierheim. Auch mit Foodsharing-Organisationen arbeitet die Tafel zusammen. Mit den gespendeten Lebensmitteln sollen aber in erster Linie die eigenen Gäste und die Außenstellen versorgt werden. Erst dann gehen auch Lebensmittelspenden von der Tafel an die Partner. Adhemar Molzberger, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks, lobt den vielseitigen und sorgfältigen Umgang mit den Lebensmitteln: „Die Tafel ist der Gegenpol zur Wegwerf-Gesellschaft. Es ist schön, dass hier das Maximum aus den Lebensmitteln rausgeholt wird.“
Tafel funktioniert nur über Spenden
Lebensmittel bestimmter Kategorien müssen aber regelmäßig zugekauft werden, weil davon zu wenig vorhanden ist – dazu zählen unter anderem Molkereierzeugnisse. Finanziert wird alles ausschließlich über Spenden. In der aktuellen Situation sind der Siegener Tafel deshalb am liebsten zweckgebundene Spenden für Lebensmittel. „Denn dann gibt es keinen Gewissenskonflikt mit den Richtlinien der Tafel Deutschland“, so Müller.
Auch die Kühlfahrzeuge, mit denen ehrenamtliche Fahrer die Lebensmittel von Supermärkten abholen, sind gespendet. Die gestiegenen Spritpreise zahlt die Siegener Tafel aus eisernen Reserven, die sie in den letzten Jahren gesammelt und gespart hat.
Ehrenamtliche helfen gern bei der Tafel
Zur Tafel kämen derzeit in erster Linie Geflüchtete, die zweitgrößte Gruppe machten Menschen ohne Arbeit aus, sagt Müller. In Siegen gebe es pro Jahr nur etwa 30 Neuanmeldungen von Rentnerinnen und Rentner – diese stellten also nur einen kleinen Teil der Tafelkundschaft dar. „Ich würde mir natürlich wünschen, dass niemand auf die Tafel angewiesen sein müsste“, so Anke Flender, stellvertretende Vorsitzende der Kreistagsfraktion.
Während in vielen Vereinen und anderen ehrenamtlichen Einrichtungen helfenden Hände fehlen, kann sich die Siegener Tafel noch nicht über zu wenige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beklagen. „Der Zusammenhalt bei der Tafel ist gut und die Helferinnen und Helfer kommen gerne her. Man ist wie in einer kleinen Familie“, sagt Müller. Die ehrenamtliche Arbeit bei der Tafel sei derzeit gesichert – auch trotz Corona, allerdings fehlten jüngere Leute unter den Ehrenamtlichen, so Müller. Zum zweiten Mal habe die Tafel zwei Stellen für den Bundesfreiwilligendienst geschaffen und es würden regelmäßig Praktika absolviert, so der Pressesprecher. „Ich habe den Eindruck, dass die Leute gerne zu uns kommen.“