Verbesserte Wache, gute Bewerberlage, unnötige Fahrten

Die SPD-Kreistagsfraktion besucht mit Vertretern des SPD-Ortsvereins Netphen die neue Rettungswache in Deuz. Bild: Sarah Rubens

SPD-Kreistagsfraktion besucht die Rettungswache in Deuz

Eine enorme Verbesserung im Vergleich zur alten Wache und eine sehr hohe Qualität der Bewerbungen der Auszubildenden – davon berichtet Rüdiger Schmidt, Abteilungsleiter Rettungsdienst vom DRK Siegen-Wittgenstein der SPD-Kreistagsfraktion bei ihrem Besuch der Rettungswache des Kreises Siegen-Wittgenstein im Kälberhof in Netphen-Deuz.

Die Rettungswache wurde 2019 im Rahmen des Rettungsbedarfsplans im Kreistag beschlossen. Nach dem Spatenstich im August 2020 konnte sie das ehemalige Gebäude in Netphen bereits 2021 ablösen. Annette Scholl, SPD-Kreistagsmitglied aus Netphen, freut sich, dass die Menschen im Johannland und im oberen Siegtal im Notfall durch die strategisch optimal platzierte Wache schneller Hilfe erhalten.

Verbesserte Gesamtsituation

Zwei Rettungswagen und ein Notarztfahrzeug fahren von dieser Wache aus. Notärzte werden meistens zu Hause abgeholt, können sich aber auch im Notarztappartement der Wache aufhalten. „Die Gesamtsituation hat sich enorm verbessert“, sagt Rüdiger Schmidt. „Jeder hat sein eigenes Reich.“ Maßnahmen, die die Wache auch als Arbeitsplatz attraktiver machen. „Wir haben Schwierigkeiten, die Tagschichten mit Notärzten zu besetzen“, sagt Schmidt. Denn die meisten Ärzte arbeiten tagsüber in Kliniken. „Nur wenige fahren ausschließlich als Notarzt.“

Es gibt einen Schulungsraum und nach einem Einsatz kommen die Rettungskräfte direkt durch Duschen und Umkleidekabinen, ohne einen andere Raum zu betreten. Kurze, schnelle Wege seien für den Betrieb entscheidend und die Bauweise der rund 660 m² großen Wache dafür optimiert. Auch die Rettungswagen sind mit einer hydraulischen Vorrichtung für den Personentransport hochmodern.

Ausbildung und Fachkräftemangel

In diesem Jahr werden in der Wache fünf Notfallsanitäter*innen ausgebildet. „Es gab 120 Bewerbungen und die Qualität war sehr hoch“, berichtet Schmidt. Allerdings hätte sich auch die Verbindlichkeit der Bewerber*innen verändert. „Die Fluktuation ist bedeutend größer geworden und es wird überall händeringend Personal gesucht“, sagt der Abteilungsleiter.

Es gibt ein eigenes Ausbildungszentrum für die Rettungskräfte aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Besondere Kampagnen dienen der Gewinnung von Fachkräften. Durch ein Projekt in Kooperation mit der Agentur für Arbeit wurden Langzeitarbeitslose zu Rettungssanitäter*innen ausgebildet. Aktuell sollen vermehrt Rettungshelfer*innen ausgebildet werden, die im Anschluss direkt einen Job bekommen.

Unnötige Fahrten und Anrufe

Ein Problem stellten die vermehrten Anrufe unter der 112 und daraus resultierende unnötige Fahrten der Rettungswagen dar. „Die Bevölkerung muss lernen, dass man sich selbst helfen kann“, sagt Schmidt. Dafür gibt es Erste-Hilfe-Kurse und spezielle Kurse für die erste Hilfe am Kind. Notdienstpraxen sind außerhalb der Öffnungszeiten von Arztpraxen für die Fälle zuständig, bei denen es sich nicht um lebensbedrohliche Situationen handelt.

„Die Bevölkerung muss darüber aufgeklärt werden, wann es sich um einen Notfall handelt und wann nicht“, sagt Adhemar Molzberger, SPD-Kreistagsmitglied und Mitglied des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Bevölkerungsschutz. Mehr Anrufe bedeuten mehr Einsätze, mehr Einsätze bedeuten mehr Rettungswagen und die wiederum benötigen mehr Personal. „Dadurch kommt es zu unnötigen Fahrten und sogenannten Rettungsverschiebungen innerhalb des Kreises und sogar über die Kreisgrenzen hinaus“, erklärt Molzberger. „Rettungswagen, die auf unnötigen Fahrten unterwegs sind, müssen in echten Notfällen dann durch Fahrzeuge von anderen Wachen ersetzt werden. Anfahrten dauern länger und darunter leiden am Ende die Patientinnen und Patienten.“